Panikattacken. Plötzlich sind sie da
ICH HASSE MEINE PANIKATTACKEN
Mein Therapeut sagt immer, ich soll Panikattacken als Freund und nicht als Feind betrachten. Das gelingt mir nicht immer – aber ich arbeite daran.
Panikattacken? Ich doch nicht!
Mein Name ist Claudia, ich bin 34 Jahre alt und lebe nun seit 2 Jahren mit einer Angststörung. Ausgelöst durch ein jobbedingtes Burnout. Es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass ich, die die immer stark, immer gut drauf war, immer positiv nach vorne blickte, dass genau ich von Burn Out betroffen war. Ich muss zugeben, ich habe diese Krankheit früher ziemlich belächelt und dachte, mir würde das nie passieren. Falsch gedacht.
Ich musste meinen Traumjob, also meine Berufung aufgeben und mir eingestehen, dass der fordernde Job + Familie zu viel für mich waren und ich es nicht mehr geschafft habe, das Kartenhaus und Bild der alleinerziehenden Powermum mit 60 Stunden-Woche aufrecht zu erhalten. Es fiel 2016 auseinander.
Ich hatte dann eine Auszeit von 6 Monaten und musste mein Leben neu organisieren. Das war keine einfache Aufgabe. Vor allem hatte ich das erste Mal Zeit mich mit mir zu beschäftigen, bzw. musste ich mich mit mir auseinandersetzen. Das fiel mir nicht leicht.
Mein „neues“ Leben
Die Prioritäten des Lebens neu zu ordnen, umzudenken, sich neuen Herausforderungen zu stellen war eine energieraubende Angelegenheit die aber notwendig, wenn nicht schon lange überfällig war. In kleinen Schritten veränderte ich mein Leben und es hat sehr gut getan.
Jedoch hat es auch die Panikattacken in mein Leben gebracht. Eine äußerst ungute Sache, äußerst nervig und anstrengend. Am meisten nervt mich, dass es mein Leben im Vergleich zu früher ziemlich beeinträchtigt.
Wann kommen die Panikattacken?
Aktivitäten, die früher völlig selbstverständlich waren, sind nun nur noch mit mentaler Vorbereitung möglich. Dazu gehört fliegen, mit dem Zug fahren, U-Bahn fahren, im Stau stehen, zu Konzerten gehen, in einen Lift steigen etc. Die Liste ist lang. Kaufhausbesuche schaffe ich auch meist nicht ohne einen „Anfall“ zu bekommen. Offenbar stressen mich die vielen Leute, keine Fenster und die verwinkelten Gänge.
Situationen, in denen ich das Gefühl habe, die Kontrolle zu verlieren oder eingeengt zu sein, führen zu Angst.
Wenn ich eine Attacke bekomme, habe ich meist Herzrasen, habe das Gefühl nicht gut atmen zu können, bzw. die Kontrolle über meinen Körper & Geist zu verlieren.
Wenn es besonders schlimm ist und ich es nicht schaffe, meine Atmung in den Griff zu bekommen, führt dies zu Verkrampfungen in den Händen & Füssen (sog. Pfötchen Stellung) und ich hyperventiliere. Das ist aber Gottseidank mittlerweile die Ausnahme.
Was mache ich dagegen?
In Phasen, in denen die Attacken auf der Tagesordnung stehen, versuche ich mich mit möglichst vielen Dingen abzulenken. Ablenkung hilft mir sehr gut, herumsitzen und darüber nachdenken was alles passieren könnte, ist das Schlimmste. Man grübelt sich sonst in einen Teufelskreis hinein und kommt nur schwer wieder raus. Aktive körperliche Tätigkeiten helfen mir gut, mich abzulenken und nicht daran zu denken, gleich umzufallen oder gleich zu ersticken.
Alle, die es kennen, wissen, dass das Gefühl ein Schreckliches ist. Das einzige was mich in guten Phasen über Wasser hält, ist das Wissen, dass es nach ca. 30 Minuten wieder besser ist und ich eine Freundin anrufen kann, die Psychologin ist, und mir dadurch sehr gut helfen kann. Eine regelmäßige Therapie ist ebenso wichtig, um das Erlebte zu verarbeiten und über mögliche Auslöser sprechen zu können.
Ich habe lange gebraucht mir einzugestehen, dass ein Therapeut mir helfen könnte. Die ersten fünf Monate versuchte ich alles alleine zu schaffen und habe mir gedacht, sollen nur alle reden … ich brauche doch keinen „Dachdecker“ * (eine liebe Freundin nennt Therapeuten so ☺)
Als ich jedoch bemerkte, dass ich aus dem Gedanken-Strudel nicht herauskomme und auch leicht depressiv wurde, habe ich den Schritt gewagt und nach Therapeut-Wien- Burn Out gegoogelt. Es war eine großartige Entscheidung, die mir sehr hilft. Zu Beginn war ich jede Woche dort, derzeit nur bei akutem Bedarf.
Die Panikattacken sind nicht immer da
Es gibt Phasen, da lebe ich recht unbeschwert ☺ Manchmal reicht aber nur ein kleiner Auslöser und die Angstzustände sind wieder da. Dann heißt es wieder bisschen vom Gas zurückzugehen und auf den Körper zu hören.
Das ist nicht immer einfach. Jeder kennt Situationen im Leben, in denen man seinen Verpflichtungen nachgehen muss, da kann man nicht viel Rücksicht nehmen. Verpflichtungen sind Verpflichtungen. Ich muss lernen damit umzugehen und trotz Störung die Herausforderungen zu meistern. Es macht ja niemand für mich.
Wenn ich Phasen habe, in der mir innerhalb einer Woche eine hohe Rechnung ins Haus flattert, ein Zahn gezogen wird und mein Auto kaputt geht, versuche ich alles ruhig anzugehen und zu schauen, wie ich ein Problem nach dem anderen lösen kann. Am besten gut geplant, ohne Stress. Schwierig ist das jedoch schon, wenn alles auf einmal passiert.
Familie und Freunde sind eine große Stütze – da die Liebsten ja helfen wollen. Ich habe das Glück, dass meine Freunde Verständnis haben und mir keinen Druck machen.
Mit Panikattacken im Bett
In meinen schlechten Phasen bin ich am liebsten zuhause und vergrabe mich im Bett und lese oder zeichne viel. Soziale Kontakte beschränken sich dann nur auf die Familie. Das ist für Freunde auch nicht immer einfach, wenn ich jede Einladung absage, aber sie wissen ja warum. Der Gedanke, das Haus zu verlassen stresst mich in den schlechten Zeiten enorm.
Mein Partner und mein Sohn sind meine treuen Begleiter während der nicht so guten Phasen. Sie haben gelernt, damit umzugehen und sind immer für mich da. Ich habe das Thema aber mit meinem 10-jährigen Sohn sehr offen besprochen und ihm versucht die Angst zu nehmen. Er hat sich natürlich gefürchtet, dass mit Mama etwas Schlimmes passiert… Mittlerweile leben wir ganz gut damit und mein Sohn weiß, dass sich das hauptsächlich nur in Mamas Kopf abspielt ☺
Eine weitere Neuigkeit in meinem Leben (auf die ich ebenso verzichten könnte), ist eine leichte „Zwänglichkeit“. Um die Angst vor der Angst zu minimieren, kann ich ohne gewisse Dinge das Haus nicht mehr verlassen.
Was ich immer dabei habe ist eine Flasche Wasser und mein kleines Täschchen mit div. Tropfen und Medikamenten. Autofahrten trete ich nur mit mindestens 2 Liter Flüssigkeit an Bord an. Ich muss schon selbst darüber lachen, aber es geht eben nicht anders.
Das Gefühl, alles dabei zu haben, beruhigt mich ungemein. Ich denke, auch das wird wieder vorübergehen, aber derzeit ist eine Phase, da geht es nicht ohne.
Zum Schluss noch ein Beispiel:
Mein Vater hat im Juni einen Familienausflug in die Wachau zur Sommersonnenwende geplant. Er hat eine Zugfahrt mit dem Majestic Imperial Train gebucht und diese Reise meiner Mutter zum Geburtstag geschenkt. Mein Sohn und ich waren auch eingeladen. Ich habe mich auf die Reise sehr gefreut, da wir immer Spaß und eine gute Zeit haben, wenn wir etwas zu viert unternehmen.
Ein paar Tage vor der Reise habe ich begonnen darüber nachzudenken, und habe schwer mit mir selbst gekämpft, habe geweint und wurde von Panikschüben überrannt. Die Vorstellung in einem Zug zu sitzen, aus dem ich nicht jederzeit aussteigen kann hat mich schwer gestresst und der Gedanke im Zug, eine Attacke zu bekommen, hat mich noch viel mehr in Panik versetzt.
Panikattacken und die Paranoia
Ich bin zuhause gesessen und habe geweint und habe zu meinem Partner gesagt, ich kann die Reise nicht antreten, es muss jemand anderer statt mir fahren. Gleichzeitig überrannte mich der Gedanke, wie ich das meinen Eltern beibringen soll….
Ich habe mich immer mehr in Horrorszenarien hineingedacht und mir vorgestellt, was nicht alles passieren könnte. Wird es zufällig einen Arzt im Waggon geben, wird die Rettung uns finden wenn es mir schlecht geht, wie würden meine Eltern reagieren, was würde mein Sohn machen? Fragen über Fragen.
All diese Gedanken haben mich sehr viel Kraft und Energie gekostet. Glücklicherweise habe ich mich am nächsten Tag wieder stabiler gefühlt und habe versucht, mir die positiven Seiten der Reise auszumalen und daran zu denken, dass vielleicht einfach gar nichts passiert und ich mich wohl fühlen und einfach eine schöne Zeit haben werde.
Nach und nach merkte ich, wie ich mich bei dem Gedanken an die Reise entspannen konnte. Somit habe ich mir fest vorgenommen, die Reise anzutreten und bin in den Zug gestiegen. Es ist alles wunderbar verlaufen und wir hatten einen großartigen Familientag ganz ohne Angst.
Erlebnisse dieser Art sind wichtig, da sie einem zeigen, dass nicht immer etwas Schlimmes passieren muss und Zugfahren nicht lebensgefährlich ist ☺
Die häufigsten Wahrnehmungen die ich während einer Attacke habe:
- Herzrasen
- Das Gefühl, es steckt etwas im Hals fest
- Kribbeln oder Taubheitsgefühl in den Armen
- Atemnot und trockener Hals
- Verlust der Kontrolle über Körper & Geist
- Schwindel
- Hitzewallungen / Schweißausbrüche
Was mir gut hilft wieder rauszukommen:
- Relax-Nerventropfen
- Bachblüten Tropfen
- Regelmäßiges Essen
- Telefonieren, mit jemanden sprechen
- Sport & Zeichnen
- Atemübungen/Muskelentspannungsübungen
Humor, soweit möglich und positive Gedanken finde ich persönlich auch ganz wichtig. Manchmal merke ich wie mich plötzlich ganz negative Gedanken überfallen und das Gefühl in mir hochkommt, dass alles nicht zu schaffen und gleich alles ganz schlimm wird. Dann hilft es mir, entweder zu weinen oder mich kurz zu sammeln, die Gedanken zu ordnen und mich davon zu überzeugen, dass ja alles ok ist und nichts Schlimmes sein kann.
Mein Fazit zu Panikattacken
Ich hasse die Angststörungen, lasse mich aber nicht unterkriegen, gehe weiter meinen Weg und werde weiterkämpfen. Ein Leben mit meinen Panikattacken ist mühsam aber möglich ☺
Ich hoffe, ich konnte mit meinem Artikel aufzeigen, wie ich mit der Störung lebe und dass es auf jeden Fall immer wieder vorbeigeht. Es ist wichtig, darüber zu sprechen und offen damit umzugehen. Wenn man verkühlt ist oder Kopfweh hat, sagt man das ja auch ganz offen und die Gesellschaft akzeptiert es.
Von der gesellschaftlichen Akzeptanz bei psychischen Krankheiten sind wir leider noch weit entfernt, aber Blogs wie Burnoutside tragen dazu bei, dass ein großer wichtiger Schritt in die richtige Richtung gegangen wird. Weiter so, Roland.
Die Autorin stellt sich vor
Mein Name ist Claudia. Ich bin 34 Jahre alt, lebe in Wien und bin im Sozialbereich im Marketing tätig. Ich zeichne für mein Leben gerne.
Kontakt zu
Mit Panikattacken ist nicht zu spaßen: Ab zum Arzt! Denke aber auch über den Tellerrand hinaus, schau dir dein ganzes Leben an und erkenne auch, woran du letztlich nicht vorbei kommst, dass du es endlich regelst. Dieses Buch hilft dir dabei. So, wie vielen Menschen bereits vor dir!
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