Schicksalsschläge passieren. Leider

Wie ich durch Schicksalsschläge meine Stärke fand

SCHICKSALSSCHLÄGE MIT STÄRKE IN VERBINDUNG ZU BRINGEN IST GEWAGT, ABER SINNVOLL

Stärke, unbezwingbarer Wille und unbeugsame Kraft die ich wohl nie gespürt hätte, wenn mein Leben anders verlaufen wäre. Heute weiß ich, dass es meine Stärke war, die mir jetzt oft neu vorkommt, die mich schon mein ganzes Leben begleitet. Genau sie ist es, die mich einzigartig und besonders macht. Jeder Einzelne unter uns trägt etwas ganz Einzigartiges und Besonderes in sich und genau das ist es, was uns durch das Leben, das wir führen, begleitet.

Du bist nicht der, der du bist, wenn das alles nicht passiert

Eine erste Erinnerung an eine depressive Episode gibt es nicht. Das generelle Wissen, dass ich Gefühle anders erlebe als Andere, existiert hingegen schon immer. Wenn ich Freude empfinde, hey, dann raste ich innerlich vor Freude komplett aus und wenn ich Wut, Angst oder Trauer empfinde, ja dann halt auch.

Früh lernte ich, dass es wichtig ist angepasst zu sein. Das höfliche, ordentliche Mädchen von Nebenan, das weder in die eine noch in die andere Richtung übermäßig auffällt. Und so nehme ich meine wunderbare Gabe, Gefühle intensiv zu erleben, mit in meine Innenwelt.

Meine Kindheit ist wie meine Gefühle. Äußerlich scheinbar geordnet und behütet, gibt es in der Familie Krisen die ungeeignet sind, mich zu einer emotional stabilen Persönlichkeit zu entwickeln. Auch heute kann ich nicht darüber schreiben. Ich will die Menschen, die ich liebe, schützen. Einen Schutz, den es für mich nicht immer gab. Dank meiner inneren Stärke wurde ich trotzdem die, die ich heute bin.

Diagnose Burnout mit neununddreißig

Ich bin neunundzwanzig Jahre alt, als ich meinen Job als Consultant in Bereich Veranstaltungsmanagement antrete. Es ist mein erster Job weg von Zuhause, von Familie und Freunden, in einer Firma mit mehr Menschen als mir lieb ist und ich habe von dem was ich dort tue keinen blassen Schimmer.

Was mich begleitet ist das permanente Gefühl totaler Überforderung und der Kampf es nur niemanden merken zu lassen, denn die Rückmeldung auf die Ergebnisse meiner Arbeit ist durchweg positiv. Heute weiß ich, dass die Rückmeldungen richtig waren.

In den folgenden zehn Jahren ist Überforderung mein ständiger Begleiter. Stetig wachsendes Arbeitsaufkommen, permanente Reisetätigkeit. Ich wache an manchen Tagen auf und brauche ein paar Minuten, um herauszufinden in welcher Stadt, bei welcher Veranstaltung ich bin.

Äußerlich ist immer noch alles gut, denn die Rückmeldung auf die Ergebnisse meiner Arbeit ist weiterhin positiv. Aus einigen der neuen Menschen sind Freunde geworden. Nichts von dem kann ich annehmen, fühle mich immer noch wertlos.

In meiner wenigen Freizeit treibe ich irgendwann obsessiv Sport um runter zu kommen. Ich war als Kind schon sehr sportlich, brauchte permanent Bewegung. Heute weiß ich warum.

Wenn du mit Tempo 280 ungebremst gegen die Wand fährst

Mit Mitte dreißig geht es los. Aus ständigen Erkältungen werden ernsthafte Erkrankungen, Rückenprobleme, Bandscheibenvorfall. Es folgt die Verdachtsdiagnose Herzmuskelentzündung. Sie finden eine kleinen angeborenen Defekt an einer Herzklappe, nicht weiter tragisch. Ein paar Tage später dann die Diagnose Erschöpfungsdepression. Ich falle, tief, tiefer, am tiefsten.

Was ich unmittelbar nach der Diagnose genau empfunden habe, kann ich heute gar nicht mehr sagen. Die Konsequenzen waren das Schlimmste, was ich mir zu diesem Zeitpunkt vorstellen konnte. Anhalten und zur Ruhe kommen … Fuck. Über dreißig Jahre hatte ich DAS erfolgreich vermieden!

Es ist plötzlich dunkel, schwärzer als schwarz. Es tut weh, in jeder Faser meines Körpers und in meiner Seele. Ich schweige und schweige und schweige, tagelang. Die nächsten Tage schaue ich zur Abwechslung an die Decke und an die Wand, und an die Decke und an die Wand …

Der Arzt verordnet mir ein Medikament und eine Therapie. „Hat der sie noch alle? … ich bin nicht der Freak, ihr da draußen seid es …!“ Ich verstehe die Welt nicht mehr. Bin ich wirklich so bescheuert? Wut, Verzweiflung, Leere, Wut, Verzweiflung, Leere, und dann ist da noch dieser unfassbare Schmerz.

An manchen Tagen kann ich noch nicht mal einkaufen gehen, wenn die Milch für den Kaffee leer ist. Ich kann ein Catering für Veranstaltungen mit mehreren tausend Menschen organisieren, aber keine verdammte Tüte Milch kaufen gehen. Großartig! Ich werfe die Tasse an die Wand …

Neubeginn! – Neubeginn?

"Der Mensch kann nicht zu neuen Ufern aufbrechen, wenn er nicht den Mut aufbringt, die alten zu verlassen."

Dieses Zitat von André Gide schreibe ich in meine Abschieds-Mail an meinem letzten Arbeitstag, ich habe nach über elf Jahren gekündigt.

Ich arbeite jetzt in der Firma meines Mannes, Homeoffice, das vermeintliche Ziel meiner Träume. Endlich nicht mehr Reisen, ein geregeltes Leben und Freizeit, mehr Zeit für mich, den Mann, den Hund, den neuen zweiten Hund.

Es kommt wie es kommen muss: Ich kann nicht ohne diktierte Struktur. Ich merke, dass ich im alten Job richtig gut war, dass er mir fehlt. Der tägliche Kontakt mit Kollegen, die Anerkennung der Kunden. Es wird noch leerer und noch dunkler. Der neue Chef ist unzufrieden, statt Lob hagelt es Kritik. Da er nach Feierabend mein Mann ist, geht es gerade weiter.

Wenn du auf dem Weg zum neuen Ufer merkst, dass du noch nicht mal weißt was dieses gottverdammte Ufer eigentlich ist

Ich gehe wieder zum Arzt. Diagnose Erschöpfungsdepression. Medikamente, Therapie. Ich stehe auf und falle hin, stehe auf und falle hin, stehe auf und falle hin. Meinen Therapeuten kann ich nicht mehr ertragen. Mein Leben kann ich nicht mehr ertragen, ich kann MICH nicht mehr ertragen.

Ich vertrage die Medikamente nicht mehr. Bekomme andere die ich noch weniger vertrage, setzte alles ab. Keine Medikamente, keine Therapie. Dafür erfinde ich mich täglich neu. Neue Ideen für berufliche Selbstverwirklichung, neuen Lifestyle, neues bessere Ich. Keine der Ideen hält der Realität stand.

In dieser Zeit ziehen wir um, ich will eigentlich nicht, ich protestiere, aber mit fehlt die Kraft „Nein“ zu sagen. Mir fehlt für alles die Kraft. Die neue Wohnsituation entwickelt sich zu einem Albtraum. Meine Mutter wird schwer krank, meine Eltern wohnen über 300 km weit weg.

Immer häufiger raste ich scheinbar grundlos aus, alternativ fühle ich mich unfassbar erschöpft. Einen großen Teil meiner Freizeit verschlafe ich. Nachts liege ich wach und quäle mich bis zum nächsten Morgen. Ich kann nicht mehr.

Nächste Haltestelle – Endstation?

Die Wohnsituation wird so unerträglich, dass wir noch einmal umziehen. Wir haben kein Jahr dort gewohnt. Meiner Mutter geht es immer schlechter. Wenige Tage nach dem Umzug geht es ihr so schlecht, dass ich alles stehen und liegen lasse und zu ihr fahre. Sie erholt sich, schleppend.

Was in den nächsten Monaten folgt, ist der Albtraum und fühlt sich tagtäglich an wie der Showdown meines fucking Lebens. Kein Pfeiler meines Lebens bleibt verschont. Job, Familie, Wohnung, Finanzen, alles um mich herum bricht zusammen. Mein Hund überlebt nur knapp eine Vergiftung, wir ziehen noch mal um. An Weihnachten 2016 fühle ich mich mehr tot als lebendig.

Ungeahnte Kräfte

Als ich Anfang 2017 beginne auf die letzten 5 Jahre meines Lebens zurück zu schauen, beginne ich fast hysterisch zu kichern. Das auszuhalten ist nicht möglich. Und trotzdem habe ich es ausgehalten. Ich beginne zu verstehen, dass ich es war, die das alles geschafft hat, die alle Hindernisse überwand. Aus eigenem Antrieb.

Ich war nie alleine. Es war meine Stärke, mein Mut und meine Kraft die diesen Antrieb ermöglichten. Mein unerschütterlicher Wille weiterzugehen, selbst wenn ich noch 100 Mal stolpere oder falle. Und ich hatte zur richtigen Zeit die richtigen Menschen an meiner Seite. Ich nenne sie liebevoll meine „Leuchtturm-Menschen“. Sie sind immer da, und geben mir in stürmischen Zeiten ihr Licht zur Orientierung.

Ich weiß, dass es noch nicht das Ende ist. Viele Baustellen ruhen vorübergehend, einige große Herausforderungen stehen mir noch bevor. Und trotzdem weicht die Angst immer mehr einem Gefühl von Mut. Mut mich diesen Hausforderungen bewusst zu stellen.

Durch Schicksalsschläge erkannte ich meine Stärke

Im Frühjahr 2017 habe ich eine neue Therapie begonnen. Auf den Therapieplatz habe ich knapp drei Monate gewartet, auf den Termin beim Psychiater fast ein halbes Jahr. Inzwischen nehme ich wieder ein Medikament. Es hilft mir, obwohl das Thema Medikamente vor ein paar Monaten noch ein absolutes No-Go war.

In der Therapie arbeiten wir zurzeit mit Skills-Training, einer Methode aus der Behandlung von Borderline Patienten. Ich spreche darauf zum ersten Mal in meinem Leben richtig an. Ob es Borderline ist? Naheliegend, aber nicht gesichert. Mir geht es nicht immer gut, aber auch an schlechten Tagen kenne ich meinen Weg. Stück für Stück lerne ich die Puzzleteile richtig zu sortieren und ineinander zu fügen. Meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben hilft mir dabei.

Viele Erlebnisse waren nicht schön und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht gerne auf einiges davon verzichtet hätte. Viele Dinge sind passiert, weil mir zwischenzeitlich die Kraft ausging. Doch am Ende hat mich das alles zum Erkennen meiner Stärke geführt.

Vor ein paar Jahren begann ich Yoga zu praktizieren. Im Yoga geht es darum, die ständige Ausrichtung auf den Ausgang einer Handlung aufzugeben und die Handlung nicht von ihrem Ausgang her zu definieren. Dieser Satz ist aus dem Buch „Yoga bei Erschöpfung, Burnout und Depression“ von Nicole Plinz.

Ich lernte, dass ich gut bin wie ich bin. Alles was noch fehlt, ist bereits in mir. Ich muss es nur immer wieder ans Licht holen.

Die Autorin stellt sich vor

Ich heiße Stefanie, bin 46 Jahre alt und lebe zusammen mit meinem Mann und meinen zwei Hunden in einem ländlichen Ortsbezirk einer deutschen Großstadt.

Kontakt zu Stefanie

Das Foto hat mir ein guter Freund während der Entstehung des Artikels ausgesucht. Er beschrieb es mit Meer = Quell des Lebens, Horizont = Weitblick, Sonne = Licht und Wärme und schließlich die Boje = Orientierung. Ohne, dass wir viel darüber gesprochen haben, erzählt dieses Foto meine Geschichte und meinen heutigen Standpunkt ohne Worte. Mehr besondere Fotos findet ihr unter: https://stefanehlers.com/

Schicksalsschläge zwingen uns in die Knie, die Gedanken kreisen in unserem Kopf wild umher und übernehmen die Kontrolle. Um das zu verhindern, sollten wir uns darauf vorbereiten und mit uns selbst im Reinen und in unserer vollen Kraft sein. Das Spannende: Dadurch können wir auch das Schöne in unserem Leben viel intensiver genießen. Dieses Buch hilft dir dabei!

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