Ziele im Leben: Der Horizont ist unerreichbar
ZIELE IM LEBEN SIND WICHTIG. STIMMT DAS WIRKLICH ODER FOLGEN WIR DAMIT BLIND EINER ALTEINGESESSENEN PHRASE?
Du weißt nicht, welche Ziele im Leben du dir setzen solltest? Eigenartig, dass uns das mit dem Ziele setzen dermaßen schwer fällt, wir allerdings immer noch an diesem quälenden Konzept festhalten. Aber, es steckt noch viel mehr dahinter.
Erfahre in diesem Artikel, warum das Leben mitunter enttäuschend verläuft, wenn du alles danach ausrichtest um Ziele zu erreichen. Keine Angst, es gibt eine tolle Alternative. Und, warum sind Steine im Weg was Gutes!
Wie Ziele im Leben enden können?
Endlich. Eines der größten Ziele im Leben ist gleich erreicht. Sein Leben lang träumte der nun 75-jährige Franz von diesem Moment. Als Jugendlicher erzählte ihm sein Großvater von diesem wunderbaren Ort inmitten der australischen Wüste: Dem geheimnisvollen Ayers-Rock.
In allen Einzelheiten berichtete er über diesen 350 Meter hohen, aus der weiten Ebene herausragenden rot leuchtenden Monoliten. Über die abenteuerliche Anreise zum Uluru („schattiger Platz“), wie die Aborigines ihren heiligen und mehr als 500 Millionen Jahren alten Berg nennen. Seinen tiefen Furchen, dem durch die Sonne erzeugten faszinierenden Farbenspiel und die zahlreichen Mythen, die sich um den Ayers Rock ranken.
Die Bilder im Kopf erzeugten in Franz den unbedingten Wunsch, eines Tages vor diesem Berg zu stehen. Und nun, als er kurz vor der Erfüllung eines seiner größten Ziele im Leben steht, weil er den Kampf gegen seinen Krebs verliert, geschieht das Unfassbare: Ein verheerender Sandsturm macht die Fahrt zum Ayers Rock unmöglich.
Was ist passiert?
Franz hatte Pech, etwas Banales wie das Wetter machte ihm einen Strich durch die Rechnung und versaute ihm sein Lebensziel.
Er trug allerdings selbst einiges dazu bei:
- Franz wartete lange auf das Erreichen eines seiner größten Ziele im Leben – bis es beinahe zu spät war.
- Er setzte alles auf eine Karte.
- Die wunderbare Vorstellung vor diesem Berg zu stehen, lies ihn das Scheitern nicht einkalkulieren.
- Seine gesamte Aufmerksamkeit richtete sich auf diesen einen Moment, an dem er vor dem Ayers Rock stehen wird. Kein Gedanke an das Danach.
- Ich weiß es nicht genau, aber die Enttäuschung dürfte enorm gewesen sein.
- Der Spruch „Es kommt immer anders, als man denkt“ schlug gnadenlos zu.
Im Grunde ist allerdings nichts passiert, wenn wir folgenden Aspekt näher betrachten.
Ziele im Leben: Eine Momentaufnahme
Gehen wir davon aus, die Geschichte wäre gut ausgegangen und Franz hätte diesen wundersamen Berg in all seiner Pracht genießen können. Er hätte einige fantastische Fotos und eine tolle Erinnerung mitgenommen, immer wieder seine Eindrücke geschildert und wäre hin und wieder damit im Rampenlicht gestanden. Und, was bedeutet das?
Nichts. Gut, seien wir gnädig: Nicht viel. Das Erlebnis ist eine Momentaufnahme, ein in sich abgeschlossenes Ereignis wie das Schließen einer Tür mit ein paar netten Erinnerungen. Mehr ist da nicht. Oder doch?
Ziele im Leben zu erreichen ist wie der fünfzehnminütige Genuss eines Schweinebratens, der zuvor stundenlang zubereitet werden musste. Aber es geht noch weiter.
Wie hoch ist der Preis für deine Ziele im Leben?
Du baust dir ein Konstrukt einer Vorstellung in deinem Kopf, das mit allerhand Erwartungen gefüllt ist und läufst diesem Drang nach Erfüllung hinterher. Entweder arbeitest du wie verrückt, machst eine Ausbildung nach der anderen und nimmst zahlreiche Entbehrungen auf dich, wie dem Vernachlässigen deiner Freunde und Familie.
Oder du bastelst ständig an deinen Zielen herum, weil du erkennst, dass sie nicht erreichbar sind, du mehr investieren, einiges aufgeben müsstest was dir bisher wichtig war.
Das alles verunsichert dich und deine Ziele im Leben werden schlagartig zu einem stressigen Gedankenkarusell, dass dich schwächt und dir dein Selbstbewusstsein raubt.
In welchem Verhältnis steht das Erreichen deiner Ziele im Leben zu dem Preis, den du dafür zahlen musst? Bist du dafür bereit? Ich habe noch einen Gedanken für dich:
Was ist, nachdem du deine Ziele im Leben erreicht hast?
Sitzt du am Strand auf einer zehn Meter hohen Palme, siehst du den Horizont in ca. elf Kilometer Entfernung. Elf verdammte Kilometer. Das ist weit, sehr weit weg.
Okay, du machst dich also auf den Weg zu diesem Ziel, zu deinem Horizont. Bist du angekommen, siehst du vor allem eines: Einen neuen Horizont in weiter Ferne.
Und du gehst weiter, steuerst das nächste Ziel an, folgst dem nächsten Wunsch, dem nächsten großen Ding und weiter zum nächsten Horizont und weiter … irgendwo muss schließlich dieser Ort oder dieser Zustand sein, der dich verdammt nochmal glücklich machen soll.
Ist das Erreichen von Zielen im Leben der Sinn des Selbigen, sind wir eine verdammt bemitleidenswerte Spezies. Gibt es nichts Besseres? Klar, gibt es!
Eine neue Richtung statt Ziele im Leben
Viel Wahres steckt in dem Spruch „Der Weg ist das Ziel“. Er sagt uns, dass wir die Wanderung genießen und nicht ständig an das Gipfelkreuz denken sollen. Aber was, wenn der Wanderweg am Rand eines tiefen Abgrundes, durch einen Sumpf und über spitze Steine führt? Nicht gerade sexy, oder?
Mein Spruch lautet daher: „Die richtige Richtung führt mich zu meinen wahren Lebenszielen!“
Die Vorteile gegenüber „Zielen hinterherjagen“ und den „Weg als Ziel“ zu betrachten sind bemerkenswert:
- Sie befreien mich von dem stressigen Zwang, Ziele für mein Leben zu finden und zu definieren.
- Sie bewahren mich vor der Enttäuschung, erreiche ich das gesetzte Ziel wider Erwarten nicht.
- Eine neue Richtung einzuschlagen ist einfacher, als mich an die Neuausrichtung eines Zieles anzupassen.
- Ich bin auf das Jetzt fokussiert und nicht darauf, was in ferner Zukunft passieren soll oder nicht erreicht werden kann („Es kommt immer anders, als man denkt“).
- Auf dem gegenwärtigen (!) Weg in eine ungefähre Richtung, finde ich neue Interessen oder erkenne Bedürfnisse, die ich bei der blinden Verfolgung meiner Ziele niemals wahrgenommen hätte.
- Und am Wichtigsten: Ich folge meiner Intuition, die mir ständig Feedback zur eingeschlagenen Richtung gibt.
Vermutlich hast du jetzt das absolute Killerargument gegen diese Vorteile parat: „Die richtige Richtung für sich zu finden ist genauso schwierig, wie die richtigen Ziele im Leben“. Bist du von diesem Argument überzeugt, hör’ bitte jetzt – vor dem großen Finale – auf, diesen Artikel zu lesen.
Der Horizont ist voll von Zielen im Leben
Du bist noch da, cool! Dann lass uns einen Schritt zurückgehen, um anschließend zwei große Sprünge vorwärts zu machen.
Unser Verstand ist ein Luxusjunkie. Er produziert ständig coole Werbespots, die irgendwelche Ziele vor deinem geistigen Auge aufblitzen lassen, die du aufgrund gesellschaftlicher Konventionen, Ratschläge deiner Eltern aus der Kindheit oder aus einem stumpfsinnigen Gruppendruck erreichen solltest.
Die dabei entstehende Emotion ist ein permanentes Mangelgefühl. Ein Mangel aus der Vergangenheit, der Zukunft. Ein Mangel, den du jetzt spürst und der daraus resultiert, das du noch nichts Spektakuläres erreicht hast und es schwierig wird, künftig etwas Großes zu erreichen. Das muss aufhören, jetzt, sofort.
Wie erwähnt ist der Horizont unerreichbar. Dahinter taucht immer wieder ein Neuer auf, noch verlockender als der Erreichte. Warum ihm weiter hinterherjagen?
Damit er dich ständig darauf hinweist, was in deinem Leben immer noch fehlt? Nein, dieses Muster gilt es zu durchschauen – tu dir den Gefallen. Aber wie?
Ziele im Leben oder Steine auf dem Weg?
Schlag eine neue Richtung in deinem Leben ein und folge diesen Grundsätzen:
- Hör’ auf in Zielen zu denken. Stell’ dich stattdessen auf viele kleine Schritte ein, von denen du sofort die Ersten setzen kannst und die keinen Schaden anrichten, wenn mal ein paar Falsche dabei sind.
- Die richtige Richtung ist bereits da, du hast sie bisher nur nicht akzeptiert. Hör’ in dich hinein, folge deiner Intuition, lass’ die ganz großen und verrückten Gedanken zu (Weltreise machen, einen Kekse-Shop eröffnen, Curling-Nationaltrainer werden oder welche Ideen ein wohliges Gefühl in dir auslösen). In diesen, deinen guten und wahrhaftigen Gedanken, steckt deine Richtung!
- Genieße es dich mit diesen Gedanken zu beschäftigen. Recherchiere ob diese, deine Leidenschaft andere Menschen bereits umsetzten, lies Bücher zum jeweiligen Thema oder melde dich in einer Facebook-Gruppe mit Gleichgesinnten an.
- Sei offen für sämtliche Eindrücke die dir dabei unterkommen und lass’ sie unbedingt zu. Nichts, rein gar nichts ist unmöglich um es wenigstens sacken zu lassen und sich mit vielen kleinen Schritten einer Möglichkeit zu nähern, wie du es möglich machen kannst.
- Lege dir jene Steine in den Weg, von denen du bisher hörtest, dass du sie aus dem Weg räumen solltest. Klingt absurd? Die Steine, die es aus dem Weg zu schaffen gilt, sind unerwartete Situationen, die du als Probleme bezeichnest. Steine, die du dir hingegen bewusst selbst in den Weg legst, sind Herausforderungen. Diese bewussten Herausforderungen führen dich im Leben dorthin, wo dein wahres Ich sein möchte.
- Träume von dem, wie dein Leben eines Tages aussehen könnte, aber lass’ keine Erwartungen daraus entstehen. Träume haben noch jeden Entdecker begleitet. Es waren allerdings die neuen, unerwarteten Erfahrungen, die den einstigen Träumer zu dem Menschen machten, der mit einem Lächeln von dieser Erde ging.
- Befreie dich von der Zeit. Du musst nichts Bestimmtes zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichen. Der Weg ist das Ziel, genieße ihn, aber schlag deine richtige Richtung ein, damit du dich auf jenem Pfad begibst, der dich deinem wahren Leben stetig ein Stück näher bringt.
- Starte! Jetzt sofort! Der erste Schritt ist eine Eingabe in das Google-Suchfeld, die Bestellung eines Buches bei Amazon, der Blick auf die Weltkarte oder der Beitritt einer Facebook-Gruppe mit Gleichgesinnten. Egal was du tust, tu es jetzt!
- Lass’ den Gedanken, du seist nicht mutig genug für eine bestimmte Richtung, nicht zu. Hörst du! Lass.Das.Nicht.Zu! Das hat mit Mut nichts zu tun. Stell’ dir stattdessen die Frage „Was ist das Schlimmste was passieren könnte“ und achte auf den Konjunktiv: Was könnte passieren?
Wenn du das immer wieder tust, wirst du einerseits feststellen, dass es nie ums Überleben oder um deine Existenz geht. Andererseits erkennst du die Absurdität hinter diesem Gedanken: Wir dürften niemals irgendetwas machen, nicht einmal raus auf die Strasse gehen, weil ständig etwas passieren könnte. Etwas könnte passieren – wie schwachsinnig ist das denn?
Früher lebte ich nach dem Motto: Ich wäre gerne dort, wo meine Gedanken längst sind. Jetzt bin ich bei meinen Gedanken und noch viel mehr bei meiner Intuition, meinem Bauchgefühl. Das gelang mir, weil ich mich bewusst dafür entschieden habe, von diesem Ziele im Leben setzen wegzugehen und mich stattdessen an die angeführten Punkte hielt.
Der Unterschied zwischen Ziele im Leben und Lebensrichtung
Gehen wir kurz zurück zu dem Beispiel mit dem Wandern und stellen wir uns folgende Situation vor: Wir folgen einem Weg, der uns von jemandem empfohlen wurde, der diesen Weg schon einmal ging und der bestimmt zum Gipfel führt.
Plötzlich hören wir beide in der Ferne Wasser plätschern. Wir folgen dem Geräusch und kommen zu einem kleinen Wasserfall der einen Teich füllt. Wir beschließen im herrlich kühlen Wasser zu schwimmen. Eine Gruppe von Wanderern tut es uns gleich und weil wir uns gut mit diesen Fremden verstehen, gehen wir mit ihnen zur nächsten Hütte und essen mit ihnen zu Mittag.
Alle haben Spaß, wir tauschen Geschichten über andere Wanderungen aus und vereinbaren künftige, gemeinsame Ausflüge. Wegen der netten Gesellschaft übersehen wir die Zeit, weshalb die Ankunft am Gipfel erst bei Einbruch der Dunkelheit möglich wäre.
Wir entscheiden uns für den Rückweg ins Tal. Glückselig gehen wir die letzten Meter und denken nicht eine Sekunde darüber nach, dass wir das erklärte Ziel, das Erreichen des Gipfels, nicht schafften.
Der Unterschied zwischen Ziele im Leben und Lebensrichtung liegt in der Entscheidung, ob ich in einer virtuellen Zukunft oder der realen Gegenwart leben möchte.
Was meinst du, wo fühlt sich das Leben echter an?
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3 Kommentare
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Schön geschrieben… ich wäre auch manchmal gerne dort, wo meine Gedanken sind. Mittlerweile folge ich oft dem Ironman Motto… anything is possible bzw. was man träumen kann, kann man auch schaffen. Tatsächlich stimmt das meistens auch.
Viele Grüße
Danke! Deshalb, niemals aufhören zu träumen. Und, Ironman weiß, wovon er spricht 🙂
Hallo Roland, danke für deinen tollen Artikel 😊. Selbstverständlich sollte man seine Ziele im Leben immer nur als Wegweiser betrachten und sich nicht allzu stark auf die Erreichung dieser verkrampfen 😬. Bei Zielen geht es ja auch generell eigentlich nur darum, dass sie als Wegweiser 👣 in die richtige Richtung dienen.
Viele Grüße